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Sophie Dervaux spielt vernachlässigte Schätze der Fagottliteratur
Mit ihrem neuen Album rückt Sophie Dervaux zwei Komponisten in den Vordergrund, die bisher weniger Beachtung erfahren – trotz ihrer großen Nachnamen Bach und Haydn. Denn es sind nicht Werke von „unseren Altbekannten“ Johann Sebastian und Joseph, die die Fagottistin für ihre dritte Einspielung bei Berlin Classics ausgewählt hat, sondern von Johann Christian Bach (1735-1782), jüngster Sohn Johann Sebastians, sowie von Johann Michael Haydn (1737-1806), jüngerer Bruder Joseph Haydns. „Ihre Werke wurden vielleicht nicht so häufig aufgeführt wie beispielsweise Mozarts Fagottkonzert, aber sie haben eine unglaublich gute Qualität“, sagt Sophie Dervaux und bedauert: „Es gibt so viel tolle Fagottliteratur, die wir nie hören, einfach weil sie so selten aufgeführt und dadurch mit der Zeit vergessen wurde.“ Um diesem Vergessen entgegenzuwirken, widmet sich die Wiener Fagottistin auf J.C. Bach – J.M. Haydn dem B-Dur-Konzert und dem Es-Dur-Konzert für Fagott und Orchester von Johann Christian Bach sowie der Sinfonie Nr. 14 in B-Dur von Johann Michael Haydn.
Letzterer war mit und nach W.A. Mozart die führende Musikerpersönlichkeit in Salzburg am fürsterzbischöflichen Hof und wirkte dort 43 Jahre lang. Seine mehr als 800 Kompositionen umfassen beinahe alle Gattungen, W.A. Mozart wurde von ihm inspiriert und in seinen Werken beeinflusst. Anders als Mozart jedoch verließ Haydn seine Salzburger Welt nie und entwickelte sich daher auch künstlerisch nur innerhalb der dort dominierenden Konventionen. Johann Christian Bach hingegen zog es schon früh aus seiner Leipziger Heimat nach Berlin, im Alter von 20 Jahren dann nach Italien, wo er fünf Jahre später zweiter Organist im Mailänder Dom wurde und Kontakte in die Opernszene knüpfte, für die er erfolgreich komponierte. Der Erfolg dieser Werke machte ihn auch in London bekannt, wo er von 1762-1778 lebte und an der Oper und vor allem auch als Konzertveranstalter bekannt war. In London traf Johann Christian Bach auf den damals achtjährigen W.A. Mozart, bei dem bis in seine späten Werke hinein Bezüge zu Bachs Schaffen zu entdecken sind.
Von beiden Komponisten überzeugen konnte Sophie Dervaux auch das Münchener Kammerorchester, vor dem sie gleichermaßen als Fagottistin sowie als Dirigentin agierte: „Das Orchester ist toll, die Musikerinnen und Musiker sind sehr aufgeschlossen und ich freue mich, dass wir uns alle miteinander so für diese selten gespielten Werke begeistern konnten.“, berichtet sie von der guten Zusammenarbeit. Sophie Dervaux hat Lust auf Neues – immer in der Hoffnung, die Neugierde ihrer Zuhörer:innen für das Fagott und die vielfältige Welt des Instruments wecken zu können und andere zu inspirieren.