Mit „Teach me!“ legte das arrivierte Boulanger Trio gleichzeitig ein äußerst klug zusammengestelltes und musikalisch mitreißendes Konzeptalbum als auch ihre erste Veröffentlichung bei Berlin Classics vor. Auf „Wanderlust“, ihrem neuen Album, erkunden sie romantische Gefühlswelten, entführen in unterschiedlichste Klanglandschaften und ergreifen den musikalischen Wanderstab.
Was sich als zarte, entfernte Geigenmelodie aus dem hohen Norden andeutet, entpuppt sich als Griegs „An den Frühling“, im Arrangement speziell für das Boulanger Trio. Kraftvoll kontrastiert darauf Dvořáks Dumky-Klaviertrio das norwegische Frühlingserblühen mit seiner slawischen Klage-Gesanglichkeit. Manuel de Falla zeichnet mit leichter Hand ein Bild von Spanien, in seinen Canciones populares españolas, von den das Trio fünf kurze Lieder auswählte und arrangieren ließ. Drei von Brahms Ungarischen Tänzen führen das Trio in den klanglichen Osten, bevor Griegs Notturno erneut in den Norden entführt. Mit Frank Martins Trio sur des mélodies populaires irlandaises endet die die musikalisch Wanderreise auf dem satten Grün irländischer Weiden.
Die Werke, die das Boulanger Trio für seine Erkundung der Wanderlust ausgewählt hat, erklingen zum Teil in eigens für diese Aufnahme in Auftrag gegebenen Bearbeitungen. Jedes Werk versteht, die klangliche Vielfalt, wie sie nur ein Klaviertrio umzusetzen im Stande ist, herauszustreichen. Das Sujet, das die ausgewählten Kompositionen in Verbindung bringt, die Wanderlust, ist klug gewählt. Schließlich ist die Kultur des Wanderns eine genuine Erfindung der Romantik: die individuelle Bewegung zu Fuß in der freien Natur, und das nicht um der Erreichung eines Zieles sondern eben um dieser Bewegung und der damit verbundenen (Natur-)Erlebnisse willen. Das 19. Jahrhundert hatte damit begonnen, dass von England aus eine Mode immer weitere Kreise zog, die die Welt verändern sollte, indem sie die Wahrnehmung der Welt veränderte: Immer mehr Menschen machten sich auf, die heimische Gegend um der Reize ihrer Landschaft willen zu erkunden – eine bürgerliche, im Radius wie auch im Ausmaß der mit ihr verbundenen Abenteuerlust beschränkte Variante dessen, was als Wanderlust einen Drang hinaus in die Welt verkörpern sollte. Dessen Begierde richtete sich bald auf immer fernere, immer verwegenere Ziele und das hieß damals noch nicht: Städte, sondern: Landschaften – das Rheintal, die Schweiz, die Alpen, Italien, aber auch Frankreich, dann der Osten Europas, der Norden. Der Kontinent hatte, wie sich herausstellte, überraschend viel zu bieten. Das wollte alles erschlossen, erwandert werden.
Die Rückbesinnung auf die Wurzeln der europäischen Wanderlust, hier als deren musikalische Wurzeln, am Anfang des 21. Jahrhunderts ist auch eine Gegenbewegung gegen spätere, dekadente, auf Ausbeutung basierende Auswüchse einer Kultur, die als tastende, forschende, suchende, immer auch würdigende Aneignung begonnen hatte. Indem das Boulanger Trio unmittelbar da anknüpft, wo die Eroberung der Landschaft aus dem Geist der Musik tatsächlich stattgefunden hat, und sich selbst als zeitgenössische und zeitgemäße, engagierte Formation von heute mit ihren Interpretationen vor diesem Hintergrund positioniert, geben die Musikerinnen uns die Möglichkeit, eine musikalische Tradition neu und wieder zu entdecken, die bisweilen hinter der schnell erzeugten oberflächlichen Nähe einer hier und da vielleicht auch auf Missverständnissen beruhenden Popularität unscharf zu werden droht.
Wanderlust Boulanger Trio
Künstler
Boulanger Trio
Komponisten
Antonín Dvořák
Edvard Grieg
Frank Martin
Johannes Brahms
Manuel de Falla
Weitere Informationen
Genre
Klassik
Romantic
Erscheinungsdatum
04.03.2022
Mit „Teach me!“ legte das arrivierte Boulanger Trio gleichzeitig ein äußerst klug zusammengestelltes und musikalisch mitreißendes Konzeptalbum als auch ihre erste Veröffentlichung bei Berlin Classics vor. Auf „Wanderlust“, ihrem neuen Album, erkunden sie romantische Gefühlswelten, entführen in unterschiedlichste Klanglandschaften und ergreifen den musikalischen Wanderstab.
Was sich als zarte, entfernte Geigenmelodie aus dem hohen Norden andeutet, entpuppt sich als Griegs „An den Frühling“, im Arrangement speziell für das Boulanger Trio. Kraftvoll kontrastiert darauf Dvořáks Dumky-Klaviertrio das norwegische Frühlingserblühen mit seiner slawischen Klage-Gesanglichkeit. Manuel de Falla zeichnet mit leichter Hand ein Bild von Spanien, in seinen Canciones populares españolas, von den das Trio fünf kurze Lieder auswählte und arrangieren ließ. Drei von Brahms Ungarischen Tänzen führen das Trio in den klanglichen Osten, bevor Griegs Notturno erneut in den Norden entführt. Mit Frank Martins Trio sur des mélodies populaires irlandaises endet die die musikalisch Wanderreise auf dem satten Grün irländischer Weiden.
Die Werke, die das Boulanger Trio für seine Erkundung der Wanderlust ausgewählt hat, erklingen zum Teil in eigens für diese Aufnahme in Auftrag gegebenen Bearbeitungen. Jedes Werk versteht, die klangliche Vielfalt, wie sie nur ein Klaviertrio umzusetzen im Stande ist, herauszustreichen. Das Sujet, das die ausgewählten Kompositionen in Verbindung bringt, die Wanderlust, ist klug gewählt. Schließlich ist die Kultur des Wanderns eine genuine Erfindung der Romantik: die individuelle Bewegung zu Fuß in der freien Natur, und das nicht um der Erreichung eines Zieles sondern eben um dieser Bewegung und der damit verbundenen (Natur-)Erlebnisse willen. Das 19. Jahrhundert hatte damit begonnen, dass von England aus eine Mode immer weitere Kreise zog, die die Welt verändern sollte, indem sie die Wahrnehmung der Welt veränderte: Immer mehr Menschen machten sich auf, die heimische Gegend um der Reize ihrer Landschaft willen zu erkunden – eine bürgerliche, im Radius wie auch im Ausmaß der mit ihr verbundenen Abenteuerlust beschränkte Variante dessen, was als Wanderlust einen Drang hinaus in die Welt verkörpern sollte. Dessen Begierde richtete sich bald auf immer fernere, immer verwegenere Ziele und das hieß damals noch nicht: Städte, sondern: Landschaften – das Rheintal, die Schweiz, die Alpen, Italien, aber auch Frankreich, dann der Osten Europas, der Norden. Der Kontinent hatte, wie sich herausstellte, überraschend viel zu bieten. Das wollte alles erschlossen, erwandert werden.
Die Rückbesinnung auf die Wurzeln der europäischen Wanderlust, hier als deren musikalische Wurzeln, am Anfang des 21. Jahrhunderts ist auch eine Gegenbewegung gegen spätere, dekadente, auf Ausbeutung basierende Auswüchse einer Kultur, die als tastende, forschende, suchende, immer auch würdigende Aneignung begonnen hatte. Indem das Boulanger Trio unmittelbar da anknüpft, wo die Eroberung der Landschaft aus dem Geist der Musik tatsächlich stattgefunden hat, und sich selbst als zeitgenössische und zeitgemäße, engagierte Formation von heute mit ihren Interpretationen vor diesem Hintergrund positioniert, geben die Musikerinnen uns die Möglichkeit, eine musikalische Tradition neu und wieder zu entdecken, die bisweilen hinter der schnell erzeugten oberflächlichen Nähe einer hier und da vielleicht auch auf Missverständnissen beruhenden Popularität unscharf zu werden droht.
Trackliste - Diese Titel hören Sie auf dem Album
Wanderlust
Boulanger Trio
1
To Spring
2
I. Lento maestoso — Allegro quasi doppio movement
3
II. Poco Adagio — Vivace non troppo
4
III. Andante — Vivace non troppo
5
IV. Andante moderato — Allegretto scherzando
6
V. Allegro — Meno mosso
7
Vi. Lento maestoso — Vivace
8
No. 1, el Paño Moruno
9
No. 3, Asturiana
10
No. 4, Jota
11
No. 5, Nana
12
No. 7, Polo
13
No. 4, Poco sostenuto
14
No. 5, Allegro
15
No. 17, Andantino
16
Notturno
17
I. Allegro moderato
18
II. Adagio
19
III. Gigue. Allegro