Tanz ist nicht nur Bewegung zu Musik. Tanz ist Leidenschaft und pure Lebenslust. Wo gefeiert wird, gehört der Tanz dazu. Das war an den Königshäusern und in den Gasthöfen des 18. Jahrhunderts nicht anders als es heute in den Technotempeln der Neuzeit ist. Genau um diesen weiten Spagat geht es dem ECHO Klassik-prämierten Ensemble Spark auf seinem aktuellen Album „On the Dancefloor“. Die klassische Band schlägt einen weiten Bogen von der beschwingten Ballettmusik eines Wolfgang Amadeus Mozart bis zum wuchtigen Chamber Techno aus der Feder des zeitgenössischen Komponisten Sebastian Bartmann und führt damit zwei zunächst sehr gegensätzlich anmutende Welten zusammen.
Die Frage dabei ist: Was haben sich eine Gavotte aus dem Jahr 1778 und ein Technostück aus dem Jahr 2017 zu sagen? In den Augen der klassischen Band Spark ganz schön viel. Schon Mozart hat es verstanden, mit wild pulsierenden, bisweilen minimalistisch anmutenden Strukturen zu arbeiten und dadurch diesen Trance-artigen Zustand zu erzeugen, den die tanzbegeisterten Clubgänger heute noch so lieben. Auf der anderen Seite gibt es kaum ein Technostück, das ohne barocke oder klassische Spielfiguren auskommt. So entsteht ein aufregender und lebendiger Dialog zwischen dem Gestern und dem Heute, zwischen dem klassischen Maestro schlechthin und den Trendsettern der heutigen Komponistenszene. Bei den Arrangements von Mozarts Tanzstücken stand Spark ein absoluter Meister seines Fachs zur Seite. Der Münchner Arrangeur und Komponist Alexander Krampe hat bereits zahlreiche Opern für solistisch besetzte Kammerensembles eingerichtet, u.a. für die Kammeroper München, das Opernhaus Zürich oder die Salzburger Festspiele. Für Spark hat Krampe neben zahlreichen Tanzsätzen aus der Ballettmusik „Les petits riens“ einen Satz aus der Ouvertüre der frühen Oper „La finta semplice“ sowie das berühmte „Don Giovanni“-Menuett gewählt. Hier präsentiert Spark das geniale Quodlibet aus dem Finale des 1. Aktes der Oper im Miniaturformat: Das Klavier spielt das bekannte Thema in der Variationsform von Mozarts Sohn Franz Xaver, während die Streicher einen Deutschen Tanz und die Flötisten einen Kontratanz dazu spielen. Für den titelgebenden Track der Platte arbeitete Spark mit dem Stuttgarter Komponisten Bartmann zusammen, der zuletzt im Jahr 2017 als 2. Preisträger aus dem renommierten Oticons Faculty International Film Music Competition hervorging. Seine Komposition „On the Dancefloor“ überträgt Elemente aus Techno und Electro auf Sparks klassische Kammermusikformation und zollt dabei sowohl der atemberaubenden Virtuosität als auch der rhythmischen Perfektion des Ausnahmequintetts Tribut. Michael Nyman, ein dezidierter Lieblingskomponist von Spark, ist mit zwei Kompositionen auf dem Album vertreten, darunter das bekannte „In Re Don Giovanni“, in dem er sich vor Wolfgang Amadeus Mozart verbeugt und gleichzeitig beweist, wie viel Rock ‘n’ Roll bereits in der Musik des österreichischen Genies steckte. Daneben gibt auch der Spark-Cellist Victor Plumettaz mit dem Stück „Scotch Club“ sein Debüt als Komponist. Hier stellt er mit kontrapunktisch geführten Rhythmuspatterns unter Beweis, wie gut er den Sound und die reiche Farbpalette seiner Gruppe kennt.
Die knapp 250 Jahre zwischen Mozart und Bartmann & Co beleuchtet Spark schlaglichtartig. Eine romantisch durchflutete Gigue von Max Reger, ein impressionistisch gefärbtes Rigaudon von Maurice Ravel und eine feurige Tarantella voll neo-barocker Rasanz von Gordon Jacob beweisen, dass auch diese Komponisten wussten, wie man das Tanzbein schwingt. Die Evergreens „Begin the Beguine“ von Cole Porter und „Tico-Tico no Fubá“ von Zequinha de Abreu sorgen für spannende Jazz-Vibes und lässiges Latin-Feeling. Und bei der Spark-Version des ABBA-Hits „Dancing Queen“ herrscht zeitweilig echte Discostimmung auf dem klassischen Tanzparkett. Bewusst haben sich die Musiker dafür entschieden, ständig zwischen den Welten hin und her zu springen und dadurch direkte Verbindungsmomente zu schaffen. So spürt man unmittelbar, wie zeitlos der Tanz im Grund ist und wie stark sich die Emotionen gleichen, die die Tänze aus völlig unterschiedlichen Zeiten und Genres auslösen. Stets herrscht dieser unbändige Spaß daran, sich zur Musik auszutoben, sich durch und durch lebendig zu fühlen und die Rhythmen durch den Körper strömen zu lassen – ein komplettes Loslassen und Abtauchen im Rausch der Klänge. Genau das wünscht Spark seinen Hörern – wild durchtanzte Nächte durch alle musikalischen Epochen inklusive!