Dessert als Hauptgang – das Fauré Quartett präsentiert mit „After Hours“ eine Sammlung sehr persönlicher Zugaben
Zugaben sind für ein Konzert wie ein Dessert für mehrgängiges Menü: dafür ist immer Platz, es ist krönender Abschluss, das „Tüpfelchen auf dem I“. Die vier Musiker des Fauré Quartetts – Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola), Konstantin Heidrich (Violoncello) und Dirk Mommertz (Klavier) – sind berühmt-berüchtigt für ihre kurzweiligen und perfekt auf sie
zugeschnittenen Zugaben jenseits des klassischen Kanons der Klavierquartett-Besetzung. Ob
Arrangement oder Original-Komposition: Auf „After Hours“ versammelt das Berliner uartett eine Vielzahl von Weggefährten – Musiker, Arrangeure und Komponisten gleichermaßen – um dem Moment nach dem Konzert zu huldigen.
Das Quartett beschreibt seine Liebe zu Zugaben mit den Worten: „Die Zugabe kann Kontrapunkt sein, Einlösung, Relativierung, kann irritieren, amüsieren und dem Publikum den Ohrwurm mit nach Hause geben, der noch tagelang in Erinnerung bleibt. Eigentlich ist die Zugabe das, was die Menschen oft als eigentliche Besonderheit erinnern.“
die vier Musiker ihr Verhältnis zur Zugabe überdacht und erweitert. Das Aufbrechen klassischer Konzertabläufe, Jam-Sessions mit Kollegen, die Konfrontation von Gewohntem mit dem Spontanen sind für das Fauré Quartett seither stete Wegbegleiter. Dies spiegelt auch das fünfsätzige Kernwerk von „After Hours“, Jarkko Riihimäkis „The Last 11 Years“, bei dem Matthias Schorn den Klarinetten-Part übernommen hat. Riihimäki, der in Berlin lebende finnische Universalkünstler und langjährige Freund des Ensembles, sieht sich selbst als Forscher, der den Geheimnissen der Emotion und des Menschlichen mit den Möglichkeiten der Musik auf der Spur ist.
Als zweiter Gast erweitert Annette Dasch das Spektrum der Klangfarben und Stile mit Weills
„Youkali“, „Glücklich am Morgen“ von Eduard Künneke und dem Song „Sometimes I’m happy“ von Vincent Youmans.
Weitere musikalischen Weggefährten sind Alexandre Tansman und seine „Symphonie
Concertante für Klavierquartett und Orchester“, die 2008 vom Ensemble uraufgeführt wurde; sein „Scherzino“ stammt aus dessen „Suite Divertissement“ als Hommage an die Zusammenarbeit. Der „Faurétango“ entstand vor zwei Jahrzehnten eigens für das Quartett, von Eduardo Hubert komponiert. Fritz Kreislers Dvořák- Bearbeitung „Songs My Mother Taught Me“ wurde vom Ensemble für die Eigenheit der Klavierquartett-Besetzung umgearbeitet. Richard Strauss erscheint mit seinem „Ständchen“ weit weniger bedeutungsschwer als in vielen seiner Werke und Claude Debussys „Clair de Lune“ schlägt den Bogen zum gewohnten Konzertrepertoire.