Christoph Eschenbach gerät ins Schwärmen, wenn er über Brahms und sein Konzerthausorchester Berlin spricht: „Für den Brahms-Zyklus war es ein wirklich idealer Partner! Es kommen viele Ideen von den Orchestermusiker und -musikerinnen selbst, die übernehme ich dann gerne in meine Gesamtkonzeption. Und sie sind auch an meiner Sichtweise interessiert.“ In den Musiker:innen des Orchesters findet Eschenbach seinen perfekten Gegenpart für seine Liebe zu Brahms. „Das Konzerthausorchester hat fabelhafte Solistinnen und Solisten, vor allem im Holz und im Horn. Zweitens ist der Streicherklang sehr ‚brahmsig‘. Wir sind sehr schnell übereingekommen, wie Brahms klingen sollte.“
Christoph Eschenbach, weltweit aktiv als Dirigent und Pianist, berühmt für die Breite seines Repertoires und die Tiefe seiner Interpretationen, unermüdlich als Förderer junger musikalischer Talente, Träger höchster musikalischer Ehren, ist seit Beginn der Saison 2019/20 Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin. Schon in seiner Zeit in Houston nach seinem Amtsantritt beim Symphony Orchestra 1988 spielte er alle Sinfonien von Brahms ein. „Es hat seither keinen Bruch in meiner Sichtweise gegeben. Es ist eine Weiterentwicklung in vielen Details, eine Weiterentwicklung in der Psychologie und damit verbunden auch in der Farbigkeit, das heißt, welche Farben aus der Partitur herauslese. Aber es ist keine fundamental andere Sicht. Ich bin in meinem ‚hohen‘ Alter sehr froh, dass es immer Weiterentwicklungen gibt, wenn man sich intensiv mit Musik beschäftigt.“
Während die Sinfonien 1 & 3 im ausverkauften Konzertsaal zu hören waren, wurden die Nummern 2 & 4 pandemiebedingt im leeren Saal aufgezeichnet. „Wir haben die Bühne wegen der Abstandsregeln weiter in den Saal hineingezogen. Auch wenn er leer ist, ist der Saal akustisch einfach ideal. Die Tontechnik konnte das sehr gut ausbalancieren. Deshalb gibt es keine großen Unterschiede zwischen den Live-Aufnahmen und den Studio-Aufnahmen.“
Die Qualität der Zusammenarbeit spürt auch der Klangkörper im Schinkel-Bau am Berliner Gendarmenmarkt: „Christoph Eschenbach hat Brahms extrem gut durchdacht – und trotzdem hat er eine sehr intuitive Verbindung zu ihm. In der Freiheit, die er uns lässt, entfaltet sich etwas unglaublich Zwingendes“, sagt Solo-Klarinettist Prof. Ralf Forster, „es ist ein Sog, dem man nicht entkommt.“