Als gestandener kammermusizierender und solokonzertierender Musiker ist Claudio Bohórquez seinen Weg gegangen. Seit über 30 Jahren spielt er das Cello, unterrichtet an der renommierten Hanns-Eisler in Berlin und bereist die Welt von den USA bis Japan und von Argentinien bis Russland.
Nun ist für ihn der Zeitpunkt gekommen, sich seiner Diskografie zuzuwenden. „Es ist der richtige Moment“, wie er sagt. Schon früh habe er von bekannten und ihm nahe stehenden Wegbegleitern ans Herz gelegt bekommen, wie wichtig es sei, sich Zeit zu nehmen. Keine Schnellschüsse – Musikalische Ideen reifen lassen, Interpretationen durch Lebenserfahrung fundieren und sich seiner selbst bewusst sein.
Er beginnt da, wo für ihn alles anfing. Die Sonaten für Klavier und Cello von Johannes Brahms, op. 38 & 99, nehmen im Leben eines jeden Cellisten einen großen Platz ein. Schon früh wurde auch er mit diesen Werken konfrontiert. In Péter Nagy, dem ungarischen Pianisten, hat er den perfekten musikalischen Partner gefunden.
Dass Brahms das Cello besonders liebte, wird nicht nur aus den unzähligen thematischen Vorstellungen, tragenden Linien und ergreifenden Melodien ersichtlich, die der Komponist dem Cello widmete. Er habe in seiner Jugend „zwar selbst mal gegeigt, aber mein Instrument war das Cello“, erwähnte Brahms im Gespräch mit dem Wiener Musikkritiker Herberger.
Die Ungarischen Tänze, die kontrastiv – quasi als Zugabe – den beiden Sonaten beigesetzt sind, entstanden im Zuge der Zuwanderung ungarischer Flüchtlinge in Brahms Heimatstadt Hamburg. Das Verlangen des aufstrebenden Bürgertums nach anspruchsvoller aber spielbarer Hausmusik, verhalf den Ungarischen Tänzen zu einer Erfolgsgeschichte. Die Bearbeitung von Alfredo Piatti stellt die heute maßgebliche Fassung für Klavier und Cello dar.
Der musikalische Startschuss ist ertönt. Claudio Bohórquez will nach Brahms aber noch viel mehr. Wir dürfen gespannt sein!