Auf ihrem ersten Kammermusik-Album bei Berlin Classic versetzt sich die Saxophonistin Asya Fateyeva in die Glanzzeit ihres Instruments zurück: in den Zwanzigerjahren gilt es als die Stimme der modernen Salonmusik und spielt in der Kunstmusik als ebenbürtiger Partner neben anderen Instrumenten. Zur selben Zeit zeichnet sich am Horizont jedoch eine bedrohliche Zukunft ab. Ein Album zwischen tanzbaren Großstadtrhythmen, kulturpolitischer Verfemung und musikalischem Pioniergeist.
Namensgebend für Asya Fateyevas Album Jonny ist Ernst Kreneks Zeit- und Jazzoper Jonny spielt auf. Ein Werk, in welchem sich der Zwanzigerjahre-Zeitgeist verdichtet und dessen Entstehungs- und Aufführungsgeschichte die kulturgeschichtlichen Besonderheiten dieser Zeit spiegelt. Der von Arthur Stadler für das Titelbild des Klavierauszugs illustrierte farbige Saxophonist war Ausdruck der exotischen und gleichzeitig selbstreflektierenden Modernität des Werks. Die 421 Aufführungen in 45 verschiedenen Städten innerhalb der ersten Saison einerseits und die Nutzung der Darstellung des Saxophonisten auf dem Plakat der Ausstellung Entartete Musik von 1938 andererseits verdeutlichen die herausragende Rolle des Werks. Doch nicht nur Ernst Krenek widmet sich Asya Fateyeva: „Mich reizt […] besonders, wie unterschiedlich die Komponisten die Musik als jeweils eigene Sprache und Weltanschauung benutzen. Fast hat man das Gefühl, dass zwischen ihnen doch ein paar Jahrhunderte liegen müssen. Bei Adolf Busch, Paul Hindemith und Anton Webern tritt das Saxophon als Medium auf, quasi als klangliches Mittel zum Zweck. Erwin Schulhoff, Kurt Weill und Ernst Krenek verwenden es besonders als Ausdruck des Zeitgeistes und als Sprachrohr der Bitterkeit, des Sarkasmus und ambivalenten Verhältnisses zum Leben und Tod in den 1920er Jahren.“
Ihre kammermusikalischen Partners in Crime sind an der Geige Emma Yoon und Florian Donderer, Yuko Hara an der Bratsche, die Cellistin Tanja Tetzlaff, Stepan Simonian am Klavier und Shirley Brill an der Klarinette. „Das Tolle an einer Kammermusikaufnahme ist, dass es sehr intim ist. Wir sind alle im Gleichgewicht, die Aufgaben sind gleichmäßig verteilt. Es ist nicht so, dass ich solistisch unterwegs bin und es eine Begleitung gibt. Jeder Musiker und jede Persönlichkeit sind dadurch sehr wichtig.“ Man merkt dieses konzerterprobte Miteinander, den Dialog und das Interesse an den unterschiedlichen musikalischen Ausprägungen der Zeit. „Es ist eine Art Panorama – ich finde es sehr schön, dass man so ein Zeitfenster öffnet und sieht, wie mutig die Menschen waren, in dieser Zeit neue Wege zu gehen“, so Florian Donderer. „Das Ungewöhnliche ist das Saxophon in der Kammermusik. Das Saxophon ist nach wie vor nicht so richtig präsent und vielleicht auch nicht immer ganz ernstgenommen…“
Schon seit Langem sieht es Asya Fateyeva als ihre Mission an, auf das Saxophon in der klassischen Musik aufmerksam zu machen. Mit Jonny wirft sie einen Blick auf den historischen Moment, an welchem ihr Instrument kurz davor gewesen ist, sich in den etablierten Instrumenten-Kanon einzureihen.
Jonny Asya Fateyeva
Künstler
Asya Fateyeva
Komponisten
Erwin Schulhoff
Kurt Weill
Paul Hindemith
Weitere Informationen
Genre
Klassik
Saxophon
Erscheinungsdatum
28.02.2020
Auf ihrem ersten Kammermusik-Album bei Berlin Classic versetzt sich die Saxophonistin Asya Fateyeva in die Glanzzeit ihres Instruments zurück: in den Zwanzigerjahren gilt es als die Stimme der modernen Salonmusik und spielt in der Kunstmusik als ebenbürtiger Partner neben anderen Instrumenten. Zur selben Zeit zeichnet sich am Horizont jedoch eine bedrohliche Zukunft ab. Ein Album zwischen tanzbaren Großstadtrhythmen, kulturpolitischer Verfemung und musikalischem Pioniergeist.
Namensgebend für Asya Fateyevas Album Jonny ist Ernst Kreneks Zeit- und Jazzoper Jonny spielt auf. Ein Werk, in welchem sich der Zwanzigerjahre-Zeitgeist verdichtet und dessen Entstehungs- und Aufführungsgeschichte die kulturgeschichtlichen Besonderheiten dieser Zeit spiegelt. Der von Arthur Stadler für das Titelbild des Klavierauszugs illustrierte farbige Saxophonist war Ausdruck der exotischen und gleichzeitig selbstreflektierenden Modernität des Werks. Die 421 Aufführungen in 45 verschiedenen Städten innerhalb der ersten Saison einerseits und die Nutzung der Darstellung des Saxophonisten auf dem Plakat der Ausstellung Entartete Musik von 1938 andererseits verdeutlichen die herausragende Rolle des Werks. Doch nicht nur Ernst Krenek widmet sich Asya Fateyeva: „Mich reizt […] besonders, wie unterschiedlich die Komponisten die Musik als jeweils eigene Sprache und Weltanschauung benutzen. Fast hat man das Gefühl, dass zwischen ihnen doch ein paar Jahrhunderte liegen müssen. Bei Adolf Busch, Paul Hindemith und Anton Webern tritt das Saxophon als Medium auf, quasi als klangliches Mittel zum Zweck. Erwin Schulhoff, Kurt Weill und Ernst Krenek verwenden es besonders als Ausdruck des Zeitgeistes und als Sprachrohr der Bitterkeit, des Sarkasmus und ambivalenten Verhältnisses zum Leben und Tod in den 1920er Jahren.“
Ihre kammermusikalischen Partners in Crime sind an der Geige Emma Yoon und Florian Donderer, Yuko Hara an der Bratsche, die Cellistin Tanja Tetzlaff, Stepan Simonian am Klavier und Shirley Brill an der Klarinette. „Das Tolle an einer Kammermusikaufnahme ist, dass es sehr intim ist. Wir sind alle im Gleichgewicht, die Aufgaben sind gleichmäßig verteilt. Es ist nicht so, dass ich solistisch unterwegs bin und es eine Begleitung gibt. Jeder Musiker und jede Persönlichkeit sind dadurch sehr wichtig.“ Man merkt dieses konzerterprobte Miteinander, den Dialog und das Interesse an den unterschiedlichen musikalischen Ausprägungen der Zeit. „Es ist eine Art Panorama – ich finde es sehr schön, dass man so ein Zeitfenster öffnet und sieht, wie mutig die Menschen waren, in dieser Zeit neue Wege zu gehen“, so Florian Donderer. „Das Ungewöhnliche ist das Saxophon in der Kammermusik. Das Saxophon ist nach wie vor nicht so richtig präsent und vielleicht auch nicht immer ganz ernstgenommen…“
Schon seit Langem sieht es Asya Fateyeva als ihre Mission an, auf das Saxophon in der klassischen Musik aufmerksam zu machen. Mit Jonny wirft sie einen Blick auf den historischen Moment, an welchem ihr Instrument kurz davor gewesen ist, sich in den etablierten Instrumenten-Kanon einzureihen.
Trackliste - Diese Titel hören Sie auf dem Album
Jonny
Asya Fateyeva
1
I. (M. M. = 66)
2
II. (M. M. = 112)
3
III. (M. M. = 80)
4
VI. (M. M. = 132)
5
I. Vivace ma non troppo
6
II. Scherzo
7
III. Andante sostenuto
8
I. Mäßig
9
II. Äußerst schwungvoll
10
Zwischenspiel zu Szene 2
11
Szene 3. Tempo di Tango
12
Szene 3. Zwischenspiel & Jonny
13
Szene 3. Shimmy
14
Erster Teil. Solo - Arioso - Duett
15
Zweiter Teil. Potpourri
16
Mackie Messer
17
Ballade vom angenehmen Leben
18
Zuhälterballade
19
Kanonensong