Mit dem Großprojekt „Bach Organ Landscapes“ und der Einspielung sämtlicher Orgelwerke Johann Sebastian Bachs lädt der deutsche Dirigent, Cembalist und Organist Jörg Halubek auf eine umfassende Reise zu historischen Orgelbauern ein, die Johann Sebastian Bach geprägt haben. „Je weiter man in die Musikgeschichte zurückblickt, desto stärker sind regionale Entwicklungen zu entdecken“, so der Künstler. „Diese Verbindungen zwischen Instrument und Orgelwerk charakterisieren die sogenannten Orgellandschaften“. Auf dem dritten und vierten Album der insgesamt zehnteiligen Reihe geht es nach ‚Hamburg‘ und ‚Lüneburg & Altenbruch‘.
Als 15jähriger besuchte Johann Sebastian Bach zwei Jahre lang die Lateinschule des Michaeliskloster in Lüneburg. Aus dieser Zeit ist zudem mindestens eine Reise nach Hamburg belegt. Für den jungen Bach müssen die Eindrücke der norddeutschen Musikszene mit ihren großen Orgeln und selbstständigen Pedalen, den vielfältigen Zungenregistern, den ‚scharfen‘ Mixturen beeindruckend und inspirierend gewesen sein.
Die Eindrücke seines Aufenthalts in Hamburg und Lüneburg schlagen sich in der Auseinandersetzung mit den Werken der Norddeutschen Orgelschule wieder. Sweelinck, Reinicken, Buxtehude – die Großen der Zeit spielten für den jungen Bach eine wichtige Rolle und finden sich in den Werken wieder, die unter ihrem Eindruck und den besonderen Gegebenheiten der Norddeutschen Orgellandschaft entstanden sind. Riesenhafte Räume, reichhaltige Dispositionen, Padalsoli, schroffe Abschnittskontraste zeichnen Bachs Werke, die sich dem Stylus Fantasticus zuordnen lassen, aus, so u.a. die Toccata BWV 564, die im Album der Hamburger Orgellandschaft mit früheren freien Werken und Choralvorspielen gekoppelt sind.
Einen ebenso klaren Bezug zum organistischen Norddeutschland sind in Bachs Choralpartiten zu finden, „etwa in den opernhaft-ariosen Ausarbeitungen mit französischen Ornamenten oder in den sehr individuellen virtuosen Ausgestaltungen der Variationen“, so Jörg Halubek, der sie an der Klapmeyer-Orgel in Altenbruch eingespielt hat. Das in den Weimarer Jahren entstandene Orgelbüchlein hingegen, das Halubek in Lüneburg eingespielte, und im Zusammenklang mit der Altenbrucher Hälfte des Albums die Spezifika der historischen Klänge dieser Gegend greifbar macht, ist auf Bachs Begegnung mit Georg Böhm in Lüneburg zurückzuführen: Das Klangbild eines Chorals, geformt über nur ein charakteristisches Motiv.
Der Cembalist, Dirigent und Organist Jörg Halubek gehört zu den vielseitigsten Künstlern der Musikszene. In den letzten Jahren trat er vor allem als „Maestro al Cembalo“ auf, oft auch vor seinem von ihm gegründeten Orchester Il Gusto Barocco – so bei der eignen Barockmusik-Reihe in Stuttgart und bei internationalen Gastspielen. Seine Expertise im Umgang mit Alter Musik belegen auch zahlreiche viel beachtete und preisgekrönte Einspielungen, darunter Johann David Heinichens „Flavio“ und Bachs Violinsonaten mit Leila Schayegh. Mit den vorliegenden Alben setzt Jörg Halubek die Partnerschaft mit Berlin Classics fort. Neben der Veröffentlichung sämtlicher Orgelwerke werden darüber hinaus mit Il Gusto Barocco auch die Orchesterwerke Bachs aufgenommen.