Nicht alle Tage auf dem Programm
Die Pianistin Luisa Imorde veröffentlicht mit ihrem fünften Album erstmalig eine Orchesteraufnahme. Hier führt sie eine gewisse Tradition fort: Nach Gegenüberstellungen von Robert Schumann & Jörg Widmann (2016), Mozart – Woelfl – Beethoven (2019), Bach & Kapustin auf dem Album „Moon Rainbow“ (2020) und Couperin & Messiaen (2022) folgt nun am 19.05.23 ein Album mit Musik von Clara Schumann & Carl Maria von Weber. Zentrale Werke sind das einzige Klavierkonzert von Clara Schumann, op. 7, sowie das 1. Klavierkonzert in C-Dur, op. 11 von Carl Maria von Weber. Unter der grandiosen Leitung von Marie Jacquot wird sie von den Bremer Philharmonikern begleitet. Zwischen den Konzerten präsentiert Imorde einige solistische Stücke. Sie spielt von Clara Schumann drei Stücke aus dem Zyklus „Myrten“, op. 25, sowie zwei Stücke aus dem Liederkreis, op. 39. Dazu erklingen drei Miniaturen von Weber, sowie das Adagio patetico, das zwar Weber zugeschrieben wird, die Fachwelt sich darüber aber nicht einig ist.
Wie auf den Vorgänger-Alben schafft es Luisa Imorde, die Komponistin und den Komponisten in Dialog treten zu lassen. „Clara hatte sich 30 Lieder von Robert ausgesucht, die sie für Solo-Klavier umarbeitete, um sie alleine spielen und genießen zu können“, erzählt die Pianistin im Beiheft dieser Aufnahme. „Diese Geste finde ich unheimlich anrührend“, fügt sie hinzu. Auch bei Weber finden sich derart rührende Gesten: „Weber hat den »Max-Walzer« für seinen Sohn Max Maria geschrieben. Dazu ist ein »Favorit-Walzer« für die Kaiserin zu Frankreich in die Auswahl gekommen; er lässt ein wenig in die Person Webers blicken. Auch die »12 Allemandes« op. 4 (WeV S.1) wurden einer Frau gewidmet. Sie sind, wie auch das Klavierkonzert Clara Schumanns, ein Jugendwerk,“, so die ausführliche Beschreibung des Konzeptes. „Beide Klavierkonzerte vereint ein unüberhörbar tänzerischer Duktus. Witzigerweise komponierten sowohl Carl Maria von Weber als auch Clara Schumann den ersten Satz als Letztes“, weiß Luisa Imorde darüber hinaus zu berichten. Angefangen hat jedoch alles viel simpler: „Ursprung dieses Albums war schlichtweg meine Suche nach weniger bekannten Klavierkonzerten. Und dazu zählen jene von Clara Schumann und Carl Maria von Weber. Alles Weitere ergab sich daraus.“
Eine sichere Hand hatte sie nicht nur bei der Zusammenstellung des Repertoires, sondern auch bei der Wahl ihrer musikalischen Partner:innen. Die Bremer Philharmoniker als gestandenes, eingespieltes Team gaben ihr die nötige Rückendeckung, die Dirigentin Marie Jacquot, die sich inzwischen zu einer weltweit gefragten Star-Dirigentin entwickelt hat, führt alle Musikerinnen und Musiker mit sicherer Hand in die nötigen romantischen Gefilde. Musikalisch wie technisch erweisen sich die Werke als höchst anspruchsvoll. „Wenn man pianistisch wissen möchte, was für eine Meisterin Clara Schumann am Klavier war, muss man dieses Klavierkonzert unbedingt gespielt haben!“, gesteht Luisa Imorde. Am Ende ist dieses Album ein großes Hörvergnügen, mit so mancher Überraschung.