Traditionelle Winterstimmung

Die norwegische Violinistin Ragnhild Hemsing hat auf ihren drei bisherigen Alben bei Berlin Classics immer wieder alte, norwegische Traditionen einfließen lassen. Das liegt vor allem daran, dass sie eben nicht nur die moderne Violine spielt, sondern auch die traditionelle Hardanger Fiddle. Schon auf ihrem ersten Album „Røta“ (auf Deutsch Wurzeln) spielte sie Kammermusik mit der Hardanger. Das Album wurde mit dem OPUS Klassik ausgezeichnet. Auf dem Album „Peer Gynt“ spielte sie zusammen mit den Trondheim Soloists eine ganz ursprüngliche Version der Schauspielmusik von Grieg. Und auf Ihrem letzten Album präsentierte sie zusammen mit dem Bergen Philharmonic Orchestra sowohl Violinkonzerte, als auch Hardanger-Konzerte. Ragnhild Hemsing ist somit nicht nur eine Interpretin und Vertreterin der norwegischen Musiktradition, sondern bewahrt diese und führt sie in die Moderne. Passend zur Vor-Weihnachtszeit taucht sie auf ihrem neuen Album „Vetra“ tief in die musikalische Tradition ihrer Heimatregion Valdres ein. Dabei ist der Winter in allen Werken das zentrale Thema. Das Wort „Vetra“ entstammt dem Dialekt, der im Valdes gesprochen wird und bedeutet Winter. Außerdem hat sie eine Schar an hervorragenden Mitmusiker:innen um sich versammelt, die ebenfalls alle sehr vertraut mit der norwegischen Musikgeschichte sind. Das Album erscheint auf CD, VINYL, sowie als Stream, bzw. Download.

Manche Volksmelodien sind alt, sehr alt sogar. Früher wurden Melodien und vor allem Kirchenlieder immer nur von Mund zu Mund weitergegeben. Vieles ging verloren, manches wurde immer wieder verändert. Die norwegische Volkslied-Tradition hat eine sehr lange Geschichte und vieles wurde bis heute bewahrt und überliefert. Dies ist vor allem dem Komponisten und Wissenschaftler Ludvig Mathias Lindeman zu verdanken. Er lebte in Norwegen von 1812 bis 1887 und bereiste die verschiedenen Täler und Regionen – immer auf der Suche nach Mythen und Sagen, Melodien und Versen. Er brachte eine zwölfbändige Volksliedsammlung unter dem Titel „Ældre og nyere norske Fjeldmelodier“ heraus. Im Jahr 1884 kam Lindeman auch in die Region Valdres und erfasste dort 86 Kirchenlieder und 83 weitere Melodien. In Norwegen werden diese Volksmelodien, Lieder und Tänze als „Slåtter“ bezeichnet. Es sind vor allem die Überlieferungen ihrer Heimat, aus denen sich Ragnhild Hemsing für ihr Album „Vetra“ bedient hat.

Ragnhild Hemsing hat für ihr Album zunächst fünf traditionelle „Slåtter“ aufgenommen und sich an den Aufzeichnungen von Lindeman orientiert. Bei diesen Werken spielt nicht nur die Hardanger Fiddle eine große Rolle, sondern auch das Instrument „Langeleik“, eine Art Zither. Diese wird meisterhaft von Ole und Knut Aastad Bråten gespielt. Ranghild Hemsing geht sogar noch einen Schritt weiter und improvisiert selbst ihre eigenen Ideen dazu. Diese Fähigkeit macht sie unter den modernen Violinist:innen und Interpret:innen zu einer herausragenden Ausnahme. Die Slåtter thematisieren vor allem alte Mythen und Sagen. So spielt z.B. in „Langeberglätten“ auch wieder das Fabelwesen „Huldra“ eine Rolle. Sie erscheint meist als Frau mit Kuhschwanz und wurde schon auf ihrem letzten Album in einer Komposition von Sigurd Lie aufgegriffen.

Dazu kommen sieben ausgewählte Volksmelodien, die ihren Ursprung in Kirchenliedern haben. Insbesondere bei Kirchenliedern ist die Überlieferung nicht immer eindeutig. Meist war nur der gesungene Text notiert, aber nicht die Melodie. So entwickelten sich oft zum selben Text ganz verschiedene Spielweisen. Dank Ludvig M. Lindeman wurden viele Weisen endlich aufgeschrieben und festgehalten. So hörte und notierte er auf seiner Reise z.B. die Melodie zu „Das achte Gebot vom Sinai“ (Det ottande bud på Sinai), gespielt vom Fiddler Anders Nilsen Pelesteinsbakken aus Hedalen, dem Ur-Ur-Ur Großvater von Ragnhild Hemsing.
Eine spannende Entwicklung am Rande: Später entlieh Edvard Grieg diese Melodie und verwendete sie in seiner Ballade in g-Moll, op. 24, und der ebenfalls in Valdres geborene Komponist Sigurd Islandsmoen verwendete sie in seinem Chorwerk Requiem, op. 42. Der Journalist und Spezialist für norwegische Volkstraditionen Kjell Bitustøyl beschreibt im Booklet ausführlich, wie wichtig Lindemans Arbeit war. Nur so konnten viele Traditionen bewahrt und weiterentwickelt werden.

Genau deshalb hat Ragnhild Hemsing ebenfalls zwei Slåtter neu komponiert und für das Album „Vetra“ aufgenommen: „Vetrahalling“ und „Vinterstemning“. Damit reiht sie sich in die große Gruppe von Musiker:innen und Komponist:innen ein, die neue Wege beschreiten und neue Horizonte eröffnen. „Für mich war dies eine spannende musikalische Reise, bei der die Melodien künstlerisch überarbeitet wurden. Diese Überarbeitung unseres unschätzbaren Erbes ist ein völlig neues Unterfangen“, schreibt sie im beigelegten Booklet des Albums.

Für diese Aufnahme holte Ragnhild Hemsing viele Freund:innen und bekannte Größen der norwegischen Volksliedtradition ins Aufnahmestudio: Mathias Eick (Trompete) und Terje Isungset (Schlagzeug), die Volksmusiker Ole und Knut Aastad Bråten (Langeleik) sowie die Streicher Marthe Husum (Bratsche), Frida Fredrikke Waaler Wærvågen (Cello) und Nikolai Matthews (Kontrabass). Mehrere der Werke wurden von Tormod Tvete Vik arrangiert, mit dem sie bereits bei den Alben „Røta” und „Peer Gynt” zusammengearbeitet hat.

Vetra Ragnhild Hemsing

Composer

Traditional

Further information

Genre

Klassik

Publication date

03.11.2023



Traditionelle Winterstimmung



Die norwegische Violinistin Ragnhild Hemsing hat auf ihren drei bisherigen Alben bei Berlin Classics immer wieder alte, norwegische Traditionen einfließen lassen. Das liegt vor allem daran, dass sie eben nicht nur die moderne Violine spielt, sondern auch die traditionelle Hardanger Fiddle. Schon auf ihrem ersten Album „Røta“ (auf Deutsch Wurzeln) spielte sie Kammermusik mit der Hardanger. Das Album wurde mit dem OPUS Klassik ausgezeichnet. Auf dem Album „Peer Gynt“ spielte sie zusammen mit den Trondheim Soloists eine ganz ursprüngliche Version der Schauspielmusik von Grieg. Und auf Ihrem letzten Album präsentierte sie zusammen mit dem Bergen Philharmonic Orchestra sowohl Violinkonzerte, als auch Hardanger-Konzerte. Ragnhild Hemsing ist somit nicht nur eine Interpretin und Vertreterin der norwegischen Musiktradition, sondern bewahrt diese und führt sie in die Moderne. Passend zur Vor-Weihnachtszeit taucht sie auf ihrem neuen Album „Vetra“ tief in die musikalische Tradition ihrer Heimatregion Valdres ein. Dabei ist der Winter in allen Werken das zentrale Thema. Das Wort „Vetra“ entstammt dem Dialekt, der im Valdes gesprochen wird und bedeutet Winter. Außerdem hat sie eine Schar an hervorragenden Mitmusiker:innen um sich versammelt, die ebenfalls alle sehr vertraut mit der norwegischen Musikgeschichte sind. Das Album erscheint auf CD, VINYL, sowie als Stream, bzw. Download.



Manche Volksmelodien sind alt, sehr alt sogar. Früher wurden Melodien und vor allem Kirchenlieder immer nur von Mund zu Mund weitergegeben. Vieles ging verloren, manches wurde immer wieder verändert. Die norwegische Volkslied-Tradition hat eine sehr lange Geschichte und vieles wurde bis heute bewahrt und überliefert. Dies ist vor allem dem Komponisten und Wissenschaftler Ludvig Mathias Lindeman zu verdanken. Er lebte in Norwegen von 1812 bis 1887 und bereiste die verschiedenen Täler und Regionen – immer auf der Suche nach Mythen und Sagen, Melodien und Versen. Er brachte eine zwölfbändige Volksliedsammlung unter dem Titel „Ældre og nyere norske Fjeldmelodier“ heraus. Im Jahr 1884 kam Lindeman auch in die Region Valdres und erfasste dort 86 Kirchenlieder und 83 weitere Melodien. In Norwegen werden diese Volksmelodien, Lieder und Tänze als „Slåtter“ bezeichnet. Es sind vor allem die Überlieferungen ihrer Heimat, aus denen sich Ragnhild Hemsing für ihr Album „Vetra“ bedient hat.



Ragnhild Hemsing hat für ihr Album zunächst fünf traditionelle „Slåtter“ aufgenommen und sich an den Aufzeichnungen von Lindeman orientiert. Bei diesen Werken spielt nicht nur die Hardanger Fiddle eine große Rolle, sondern auch das Instrument „Langeleik“, eine Art Zither. Diese wird meisterhaft von Ole und Knut Aastad Bråten gespielt. Ranghild Hemsing geht sogar noch einen Schritt weiter und improvisiert selbst ihre eigenen Ideen dazu. Diese Fähigkeit macht sie unter den modernen Violinist:innen und Interpret:innen zu einer herausragenden Ausnahme. Die Slåtter thematisieren vor allem alte Mythen und Sagen. So spielt z.B. in „Langeberglätten“ auch wieder das Fabelwesen „Huldra“ eine Rolle. Sie erscheint meist als Frau mit Kuhschwanz und wurde schon auf ihrem letzten Album in einer Komposition von Sigurd Lie aufgegriffen.



Dazu kommen sieben ausgewählte Volksmelodien, die ihren Ursprung in Kirchenliedern haben. Insbesondere bei Kirchenliedern ist die Überlieferung nicht immer eindeutig. Meist war nur der gesungene Text notiert, aber nicht die Melodie. So entwickelten sich oft zum selben Text ganz verschiedene Spielweisen. Dank Ludvig M. Lindeman wurden viele Weisen endlich aufgeschrieben und festgehalten. So hörte und notierte er auf seiner Reise z.B. die Melodie zu „Das achte Gebot vom Sinai“ (Det ottande bud på Sinai), gespielt vom Fiddler Anders Nilsen Pelesteinsbakken aus Hedalen, dem Ur-Ur-Ur Großvater von Ragnhild Hemsing.

Eine spannende Entwicklung am Rande: Später entlieh Edvard Grieg diese Melodie und verwendete sie in seiner Ballade in g-Moll, op. 24, und der ebenfalls in Valdres geborene Komponist Sigurd Islandsmoen verwendete sie in seinem Chorwerk Requiem, op. 42. Der Journalist und Spezialist für norwegische Volkstraditionen Kjell Bitustøyl beschreibt im Booklet ausführlich, wie wichtig Lindemans Arbeit war. Nur so konnten viele Traditionen bewahrt und weiterentwickelt werden.



Genau deshalb hat Ragnhild Hemsing ebenfalls zwei Slåtter neu komponiert und für das Album „Vetra“ aufgenommen: „Vetrahalling“ und „Vinterstemning“. Damit reiht sie sich in die große Gruppe von Musiker:innen und Komponist:innen ein, die neue Wege beschreiten und neue Horizonte eröffnen. „Für mich war dies eine spannende musikalische Reise, bei der die Melodien künstlerisch überarbeitet wurden. Diese Überarbeitung unseres unschätzbaren Erbes ist ein völlig neues Unterfangen“, schreibt sie im beigelegten Booklet des Albums.



Für diese Aufnahme holte Ragnhild Hemsing viele Freund:innen und bekannte Größen der norwegischen Volksliedtradition ins Aufnahmestudio: Mathias Eick (Trompete) und Terje Isungset (Schlagzeug), die Volksmusiker Ole und Knut Aastad Bråten (Langeleik) sowie die Streicher Marthe Husum (Bratsche), Frida Fredrikke Waaler Wærvågen (Cello) und Nikolai Matthews (Kontrabass). Mehrere der Werke wurden von Tormod Tvete Vik arrangiert, mit dem sie bereits bei den Alben „Røta" und „Peer Gynt" zusammengearbeitet hat.

Tracklist - These are the tracks you will hear on the album

Vetra
Ragnhild Hemsing
1
Nu Rinder Solen Op Af Østerlide
2
Vetrahalling
3
Langeberglåtten
4
Jeg Vet Et Evigt Himmelrig
5
Vinterstemning
6
Det Ottande Bud På Sinai
7
I Oletjedn, I Olekinn
8
Jesus Kristus Er Oppfaren 
9
Ringjetøsja  
10
Se Solens Skjønne Lys Og Prakt
11
Prim I Dullare
12
Et Barn Er Født I Betlehem
13
Kome Nord!
14
Mitt Hjerte Alltid Vanker

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